Mittwoch, 14. November 1984                         DIE KLEINE ZEITUNG                                                     

    

Höchberger „Schleicher" schreiben an Ronald Reagan

Halleyschen Kometen im Weltall kennenlernen
 

Die 39 Mitglieder des 1910 in einem Höchberger Wirtshaus gegründeten


„Scheicher -Stammtisches"

    
tragen als gemeinsames Emblem den Halleyschen Kometen.

    
Mit Blick darauf, dass 1986, nach 76 Jahren, der Halleysche Komet wieder sichtbar wird, verfassten die Höchberger „Schleicher“ folgenden Brief an den US-Präsidenten Ronald Reagan, der wenige Tage vor dessen Wiederwahl über
den Ozean flatterte:
    

„Sehr geehrter Herr Präsident!
    
Dieser Brief aus Höchberg-Würzburg, einer der 2000 Gemeinden des Freistaates Bayern  in  der  Bundesrepublik Deutschland, nimmt seine Reise in die USA zu einem Tag, da in Ihrem Staate die Präsidentschaftswahlen den Rausch
der letzten Runde erleben.
    
Dass der 41. Präsident wiederum Ronald Reagan heißen wird, daran zweifeln auch wir in Europa nicht.
    
Unsere Glückwünsche und Gottes Segen für weitere erfolgreiche Präsidentschaftsjahre kommen aus ehrlichem Herzen.

    
Aber wer sind wir?
Und warum dieser Brief an die erhabenste Adresse, die man sich auf diesem Erdenglobus denken  kann?
    
Er hat viel mit den Gefahren aus dem Weltall zu tun, doch weniger mit dem Krieg-oder-Friedens-Problem eines
„Star War“, wie er im amerikanischen Wahlkampf zuweilen dargestellt wurde.

    
Es ist der Halleysche Komet, der unsere altvorderen Bürger in einem kleinen Wirtshaus irgendwo im Freistaat
Bayern 1910, dem letzten Erscheinungsjahr des unseren Erdplaneten bedrohenden Kometenschweifes, zusammenführte, um gemeinsam den damals angekündigten Welluntergang zu erleben.
    
Aber wir kamen 1910 noch einmal davon.
    
Nach genau berechneten Um­laufbahnen wird der Halleysche Komet am
9. Februar 1986, also nach 76 Jahren, sich erneut unserem Erdplaneten bedenklich nähern.
    
Und wieder erhebt sich die Gefahr einer „weltweiten Sintflut".

    
Die Schleicher sind gerüstet. Dort, wo 1910 auf einer Anhöhe von Höchberg, am so genannten „Kreuzle“, die Gründungsmitglieder den Weltuntergang erleben wollten, wird ein Fernrohr aufgebaut, damit die Schleicher den herannahenden Halleyschen Kometen verfolgen können.

    
Unsere Stammtisch-Astronomen, die sich unter dem Wahrzeichen des Planeten besonders verbunden fühlen und
sich den NamenSchleicher deshalb zulegten, weil sie ihren letzten Trost, bevor sie aus dieser Welt „davon-
schleichen“, bei den Großen dieser Well suchen.
    

Mit Interesse vernehmen wir aus den USA, das sich die Weltraumforscher mit mehreren Satelliten schon Mitte Juli 1985 auf die Reise ins Weltall machen, um den Halleyschen Kometen aus nächster Nähe zu erkunden.
    
Wir gehen davon aus, dass Ihre Raumfahrtbehörde „NASA“ bei dieser Forschungsreise ins Weltall
eine führende Position einnehmen wird.
    
Auch die europäische Raumfahrt „ESA“ konzipiert nach Presseberichten eine Satellitenaktion unter dem Stichwort
„Giotto“ (ein italienischer Maler, der Kometensterne malte).

    
Sollte es dazu kommen, dass auch bemannte Flugkörper von Ihrem US-Raumfahrtunternehmen ins Weltall geschickt werden, so erklären wir uns bereit, einen unserer Sterndeuter mit allen damit verbundenen Lebensrisiken zur Verfügung zu stellen.
    
Wir können uns auf eine 76 Jahre alle Kometenerfahrung berufen.

    
Daher auch unsere Bitte an den US-Präsidenten; eine Empfehlung weiterzuleiten an die kompetente Forschungsstelle
der US-Raumfahrt. Wir wollen dazu beitragen, dass auch im Februar 1986 diese Welt, auf der wir gerne in Freund-
schaft mit Amerika leben, durch den Halleyschen Kometenschweif nicht aus den Angeln gehoben wird.

    

Unterzeichnet:
    
„Die Halleyschen Kometen-Schleicher aus Höchberg bei Würzburg im Freistaat Bayern“
Unterschrieben haben diese Bitt-Botschaft die beiden Schleicher-Vorstände Werner Nickel und Georg Riederer mit dem Verfasser des Briefes, Oskar Hupp.


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